2. Dresdner Zukunftstage

Ich bin zurück von den 2. Dresdner Zukunftstagen, an denen ich auf Einladung der T-Systems teilgenommen habe.

Vier Fachvorträge zu Themen rund um Innovation und Web 2.0, von Richard Scase, Curtis Carlson vom SRI, Tim O’Reilly (ja, genau der, keine Links nötig) und am frühen Nachmittag Jaron Lanier (ebenfalls keine Links nötig), der zuletzt hier im Spiegel (und schon früher in Edge) vor unkritischem Glauben an die Weisheit der Massen warnte. Nun sollte eigentlich jedem klar sein, dass Gruppen von Menschen nicht notwendigerweise smart sind, ich erinnere nur an eine Vielfalt von Entscheidungspathologien die gerade Gruppen betreffen, wie bspw. Group Think (um nicht noch unangenehmere Gruppen- und Massenphänomene nennen zu müssen): Viele Menschen zusammen sind nicht per se eine intelligente Gruppe, die womöglich sogar “schwarmintelligent” agiert, sondern nur unter bestimmten Bedingungen.

Laniers Warnungen vor Technologie-, Computer- und Zukunftsgläubigkeit, wie auch seine Mahnung das Individuum und seine Stärken nicht zu vergessen, sind aber durchaus sympathisch. Die Kritik ist berechtigt und sollte (bspw. in der Web 2.0 Technologie-Community) willkommen sein. Zum einen kommt sie von einem grundsätzlich Wohlmeinendem, zum anderen bietet Kritik ja auch die Chance der Verbesserung: Sie sollte gehört und aufgenommen werden, bspw. indem eingeübte Konzepte und Heuristiken (d.h. sowohl Paradigmen, Prinzipien, Methoden als auch die eingesetzten Werkzeuge) überprüft werden.

Sein Vortrag war – da ohne jegliche visuelle Unterstützung – anspruchsvoll und setzte auch einiges Vorwissen voraus. Die vielen Ideen und Punkte Laniers die er im Vortrag ansprach, hier zusammenzufassen würde sicher nicht funktionieren, auch weil viele der Konzepte selbst nur stellvertretend (und quasi als Hyperlinks) auf weitreichende Diskussionen und Diskurse verwendet wurden (bspw. Ray Kurzweil, Singularity, etc.). Andere Elemente des Vortrags waren dagegen pragmatischer nutzbar, bspw. der kleine Ideenimpuls in bezug auf virtuelle Welten (und Ökonomien) wie Second Life. Mehr u.a. bei Centrestage, hier oder hier.

Mißfallen an Laniers Vortrag hat mir eigentlich nur eine (sprachliche) Ungenaugkeit, die mir bei seiner Kritik an Wikipedia (und einem maßlosen und unkritischem Kollektivismus) aufgefallen ist. In diesem Zusammenhang hat Lanier unbestimmte “wiki principles” ziemlich pauschal kritisiert – allerdings ohne konkret einzugehen welche Prinzipien eigentlich gemeint sind, und wie diese (wenn überhaupt!) Kollektivismus fördern. Da sollte er (und vor allem weil er Einfluss hat) mehr auf die Genauigkeit der Begriffe achten – zumal er es besser weiß. Tim O’Reilly hat dann in seinem (zeitlich nach Laniers) Vortrag dann aber wieder deutlich gemacht, dass “harnessing collective intelligence” nicht nur für Geschäftsmodelle interessant ist.

Wikis sind eben nicht nur die Wikipedia (und alle damit verbundenen Probleme), sondern werden ja auch zunehmend in Unternehmen für vielfältige Aufgaben (erfolgreich) eingesetzt. Da sehe ich es nur sehr ungern wenn das zarte Pflänzchen “Wikis im Unternehmen” so in die Kritik gerät – auch wenn ich mir sicher bin, dass Wikis (und auch einige der Wiki-Prinzipien wie bspw. Offenheit) diese Kritik aushalten.

Zu potenziellen Einsatzgebieten von Wikis im Unternehmen werde ich demnächst ein kleines Paper auf frogpond bereitstellen.

  1. “Wir haben noch nicht viel von dieser Zukunft gesehen und verstanden” – Ein Resümee zum 2. Dresdner Zukunftsforum…

    Wichtige “Lessons Learned” aus den Vorträgen der Referenten des 2. Dresdner Zukunftsforums hat Prof. Joachim Niemeier in seinem Resumee wie folgt zusammengefasst:
    Die von Richard Scase vorgestellten Fakten belegen klar, wie Indien und …